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(nur Bürgerbüro)

Zeitzeuge Oskar Leitsch aus Wissels

Aufzeichnungen von Oskar Leitsch. 

Vor der Gebietsreform war er von 1968 bis 1972 in der Gemeindevertretung und von 1977 bis 2006 – also fast 30 Jahre im Ortsbeirat Wissels.

 

  • Nach dem Modell des Landkreises sollten wir nach Dipperz
  • Es ging um die drei Gemeinden: Wissels, Magretenhaun und Armenhof. Wir waren ja Kirchenmäßig, Pfarrei Margretenhaun, miteinander verbunden.
  • Ich hatte in Magretenhaun Fußball gespielt und wir kannten uns ganz gut.

Unser Wortführer war der Ecki - Dr. Meinhardt aus Margretenhaun. (Er war damals Schulleiter in Hilders.)

  • Wir wollen nicht weg von der Stadt, sondern in Richtung Fulda. Unsere Kinder gingen ja schon in die Schule nach Künzell. Wenn jetzt eine Mutter ihr Kind nach der Schule abholen wollte um zum Arzt oder Einkaufen in die Stadt wollte, lag das am Weg. Wären Sie aber in Dipperz, oder nach dem 5. Schuljahr in Hofbieber gewesen, war das schon umständlicher. Wir hatten die Fuldaer Telefonvorwahl, Dipperz Langenbieber. Handys gab es noch nicht.
  • Hätten wir uns beschwert und gesagt, wir möchten nach Künzell oder Petersberg, hätte uns der Landkreis gesagt, bleibt ruhig und ab geht es nach Dipperz.
  • Jetzt hatte Dipperz gemerkt, dass wir da nicht hinwollten und da haben sie uns die Kindergartengebühr hochgesetzt.
  • Wir haben uns beraten und beschlossen, wir beschweren uns beim Landrat, der will uns ja nach Dipperz bringen. Der Landrat hat uns auch zugesagt, er redet nochmal mit den Dipperzern. Dies hat aber nichts gebracht. Wir haben daraufhin unsere Kinder aus dem Kindergarten Dipperz rausgenommen.
  • Jetzt aber hatte der Landrat auch gemerkt, dass wir nicht nach Dipperz wollten. Er hat jeden Gemeindevertreter persönlich angeschrieben, wie wir uns das erlauben könnten usw. Das hat aber auch nichts gebracht. Wir sind unseren Weg weitergegangen.
  • Wir haben uns dann mit der Stadt Fulda im Stadtschloss getroffen, um die Verträge zu machen.
  • Da muss ich eine kleine Geschichte erzählen:

Wir hatten im Stadtschloss, an der langen Tafel, bei Kerzenschein grade Platz genommen, da fiel mir ein, Mensch ich hatte ja noch gar nicht den Beton für die nächste Geschoßdecke bestellt. Ich hatte 2-3 Mal angerufen und es war immer besetzt. Ohne Beton hätten wir ja morgen keine Arbeit gehabt.  Ich habe noch eine Weile gewartet und bin dann sachte raus. Ich habe ja als Polier bei der Firma Ulrich gearbeitet und gerade die Baustellte Telekom, unterm Hlg. Kreuz gebaut (heute Platzhirsch). Ich bin in mein Baubüro und habe die 62m³ Beton noch bestellt und wieder zurück ins Stadtschloss. Ja, Handy gab es damals noch nicht.

  • Im Stadtschloss haben wir dann die Verträge mit der Stadt Fulda geschlossen und paraphiert. Paraphieren bedeutet: Zustimmung zu einem Vertrag mit Unterschrift, vorläufig. Denn es war ja noch der Streit mit dem Landkreis abhängig.
  • Jetzt waren wir als Fuldaer aber auf Augenhöhe mit dem Landkreis. Die Sache ging jetzt nach Wiesbaden und wurde von dort entschieden. Das Resultat war: Wissels geht nach Künzell, Margretenhaun nach Petersberg und Armenhof nach Dipperz.
  • Nach dem die Entscheidung gefallen war, standen die Künzeller, schon Blitzschnell auf der Matte und wollten den Vertrag mit uns machen. Mir ging das alles zu schnell und ich habe ein Veto eingelegt mit der Begründung, ich komme mir vor wie ein junger Fußballspieler der heute in Offenbach und morgen in Frankfurt unterschreibt. Das hat die Künzeller Vertretung auch eingesehen und wir haben das Thema vertagt.
  • Wir haben uns dann drei oder vier Wochen später erneut getroffen und den Übergabevertrag mit Künzell gemacht. Wir hatten ja jetzt auch schon etwas Erfahrung, denn wir hatten das schon mit Fulda durchgemacht. So sind wir dann Künzell geworden.
  • Ich muss sagen, ohne den Weg über die Stadt Fulda, wären wir heute vermutlich keine Künzeller
  • Ich muss auch noch einen Satz dranhängen, am Anfang war die Empathie der Künzeller für Wissels nicht so riesig, aber dies wurde im Laufe der Jahre immer besser und ich kann heute sagen: Wir sind mit Künzell sehr zufrieden und es hätte für uns nicht besser laufen können.

  • Ich schließe mit dem legendären Satz von Trapattoni: Habe fertig, Dankeschön!