Öffnungszeiten
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(nur Bürgerbüro)

Zeitzeuge Eberhard Meffert aus Engelhelms

Eberhard Meffert, wohnhaft in Engelhelms seit 1978 war seit 1973 in der Gemeinde Künzell beschäftigt und von 1979 bis 2003 Amtsleiter des Haupt- und Personalamtes. Sein nachfolgender Bericht befasst sich mit dem Verwaltungshandeln unmittelbar nach der Gebietsreform, und es fließen persönliche Wahrnehmungen und Einschätzungen ein.

 

Die Gebietsreform war keineswegs ein lautloser Prozess. Ganz im Gegenteil; lange Debatten und zum Teil heftige persönliche Auseinandersetzungen bestimmten das Geschehen. Wer gibt schon gern seine kommunale Eigenständigkeit auf?!

Am 01.04.1972 wurde laut Grenzänderungsvertrag die Gemeinde Engelhelms als Beitrittsgemeinde in die Gemeinde Künzell als aufnehmende Gemeinde eingegliedert. Der rührige – und damals schon hauptamtliche Engelhelmser Bürgermeister – Karl Müller II hat in die Ehe mit Künzell eine für diese Zeit schon vorbildliche Infrastruktur eingebracht. Eines der letzten großen Bauvorhaben, das vor der Gebietsreform abgeschlossen wurde, war die Einweihung des Kindergartens Engelhelms am 18.12.1971. Der Kindergarten trägt heute den Namen „Wiesengrund“. Hinsichtlich seiner guten Ausstattung, seines weitläufigen Außengeländes und seiner idealen Lage ist diese Einrichtung auch heute noch eine Perle unter den sieben gemeindeeigenen Kindergärten. Unbehelligt vom Verkehrslärm können die Kinder mit ihren Erzieherinnen Spaziergänge vorbei an Feldern und Wiesen bis zum nahegelegenen Park von Schloss Fasanerie oder zum wiedererrichteten Tipi-Platz im angrenzenden Wald unternehmen.

Personelle Veränderungen

Für den Aufbau einer leistungsfähigen Verwaltung in der nunmehr neu geschaffenen Großgemeinde Künzell mit seinen acht Ortsteilen hat Engelhelms einen wichtigen personellen Beitrag geleistet. Aloys Wagner wechselte als hauptamtlicher Standesbeamter nach Künzell. Ältere Leser werden sich noch an sein Büro unmittelbar am Eingang der Gemeindeverwaltung (die Bezeichnung „Rathaus“ wurde erst später eingeführt) erinnern. Hier wurden Personenstandsurkunden ausgefertigt und Aufgebote für die Eheschließung aufgenommen. So war für manchen Bürger der Besuch der Kommunalverwaltung schon unmittelbar am Eingang des Gebäudes erfolgreich beendet.

Der ehemalige Gemeinderechner von Engelhelms, Engelhard Köhler, brachte seine Kenntnisse in die Kämmerei der Verwaltung ein. Außerdem wurde er mit der Wahrnehmung der Sprechstunden in der Außenstelle Engelhelms beauftragt. Diese Sprechstunden fanden anfänglich zweimal in der Woche statt. Hier hatten die Engelhelmser die Möglichkeit, diverse Anliegen vor Ort zu erledigen. So konnten sie die Reisepässe und Personalausweise beantragen und spätestens beim nächsten Sprechtag wurden ihnen die Dokumente übergeben. Spätestens? Es gab Situationen, da war sofortiges Handeln erforderlich, wenn eine Reise in das europäische Ausland oder in das damalige West-Berlin bevorstand. An alles war gedacht – nur nicht an das gültige Reisedokument. Was tun in dieser Notlage?

Hier war die Hilfe von Engelhard Köhler gefragt. Er nahm Kontakt mit dem Leiter des Ordnungsamtes auf. Der besaß den Generalschlüssel für das Verwaltungsgebäude in Künzell und er kannte den Code zum Öffnen des Panzerschranks. So konnte in den Abendstunden das begehrte Dokument ausgefertigt werden. Die Reise wurde dann mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung, aber doch mit einer großen Erleichterung angetreten.

Der Begriff „bürgerfreundliche Verwaltung“ war zu jener Zeit noch nicht geläufig, aber bürgerfreundliches Handeln wurde schon damals praktiziert. Mancher Leser wird sich bei diesem Bericht ungläubig die Augen reiben, muss er doch heutzutage von der Beantragung bis zur Übergabe dieses begehrten Dokuments mehrere Wochen warten. Aus Sicherheitsgründen werden Reisepässe und Personalausweise nunmehr in der Bundesdruckerei Berlin ausgefertigt. Dies nimmt längere Zeit in Anspruch.

Das Dorfleben ändert sich

Das Dorfleben in Engelhelms hat sich wie in den meisten Orten in Deutschland in den letzten 50 Jahren sehr verändert. Ob diese Änderungen immer von Vorteil waren, sei dahingestellt.

So besuchen die Kinder von Engelhelms die Grundschule nicht mehr in ihrer vertrauten, überschaubaren Umgebung. Sie werden seit der Gebietsreform mit Kindern aus anderen Ortsteilen in der Florenbergschule Pilgerzell unterrichtet. Das Postamt Engelhelms gibt es nicht mehr, ebenso gehören die Lebensmittelläden in der Brunnenstraße und am Eichwäldchen der Vergangenheit an.

Weiterhin war der Filiale der Sparkasse und der benachbarten Bäckerei nur ein kurzes Dasein beschieden. Die Telefonzelle am Ortsmittelpunkt – in den 70er Jahren noch viel in Anspruch genommen – wurde nach wiederholten Vandalismus-Schäden abgerissen. Das gleiche Schicksal erlitt der nebenstehende Briefkasten. Durch beharrliches Nachbohren seitens der Kommunalpolitik wurde der Briefkasten dann in der Ringstraße aufgestellt. Auch im digitalen Zeitalter kann der Bürger nicht gänzlich auf die Briefpost verzichten.